Posttraumatische Belastungsstörung
Wichtige Patienteninformationen vom Royal College of Psychiatrists
Post-traumatic Stress Disorder (PTSD): key facts
Was versteht man unter „posttraumatischer Belastungsstörung“ (PTBS)?
Wir alle können – ohne jede Vorwarnung – Opfer eines traumatischen Ereignisses werden, das uns überwältigt, Angst macht, das eigene Leben oder das Leben anderer bedroht und sich unserer Kontrolle entzieht. Hierbei sind vorstellbar:
- die Diagnose einer schwerwiegenden Erkrankung mitgeteilt zu bekommen
- Opfer oder Zeuge eines schlimmen Verkehrsunfalls zu sein
- eine plötzliche Verletzung oder der gewaltsame Tod eines Menschen, der uns nahesteht
- als Geisel genommen oder angegriffen zu werden
- in Kriegsgefangenschaft zu sein.
In Folge eines solchen Ereignisses fühlen sich die meisten Menschen schwer belastet und können Symptome haben, die einige Zeit andauern. Jeder reagiert anders, aber häufig fühlen sich Menschen ängstlich, ärgerlich, emotional, aufgewühlt und haben Schwierigkeiten, an etwas anderes zu denken. Das nennt man eine „akute Belastungsreaktion“. Glücklicherweise lassen die Symptome gewöhnlich über einen Zeitraum von Tagen bis Wochen langsam nach.
Aber manchmal verschwinden die Symptome der akuten Belastungsreaktion nicht und es kann sich ein schwereres Krankheitsbild entwickeln, das man als „posttraumatische Belastungsstörung“ oder „PTBS“ bezeichnet.
Diese Störung kann auch durch weniger plötzliche, aber ebenso quälende und länger fortbestehende Traumata ausgelöst werden, wie andauernde Misshandlung und körperlicher und sexueller Missbrauch zu Hause.
Bekommt jeder Mensch eine PTBS nach einer traumatischen Erfahrung?
Nein. Die meisten Menschen machen eine akute Belastungsreaktion durch, welche manchmal mit Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung einhergehen kann. Diese verschwinden in aller Regel mit der Zeit, doch leider nicht bei allen Menschen. Bei jedem Dritten dauern sie an. Diese Menschen können mit dem Geschehenen einfach nicht zurechtkommen und es scheint, als ob der Genesungsprozess ins Stocken geraten ist.
Wann fängt die PTBS an?
Die Symptome setzen üblicherweise innerhalb von einigen Wochen nach dem Trauma ein, aber sie können auch bis zu 6 Monate später anfangen.
Wie fühlt sich die PTBS an?
Nach dem traumatischen Ereignis können Sie sich schmerzerfüllt, depressiv, ängstlich, schuldig oder ärgerlich fühlen. Eine PTBS kann sich außerdem folgendermaßen äußern:
- Sie erleben Rückblenden an das belastende Ereignis und haben Albträume: In Ihrer Vorstellung durchleben Sie das Ereignis immer wieder von Neuem.
- Um Gedanken an das Trauma und Gefühle der Traurigkeit zu vermeiden, sind Sie ständig mit etwas beschäftigt und gehen allem aus dem Weg, was Sie an das Erlebte erinnern könnte.
- Sie sind unentwegt „auf der Hut“: Sie sind allzeit wachsam, können sich nicht entspannen, Sie sind nervös und können nicht schlafen.
- Sie bekommen körperliche Symptome: Schmerzen, Durchfall, unregelmäßiger Herzschlag, Kopfschmerzen, Gefühle der Panik, Angst und Depression.
- Sie beginnen, zu viel Alkohol zu trinken oder Drogen zu nehmen (zum Beispiel Schmerzmittel).
Die PTBS überstehen
- Nehmen Sie Hilfe und Unterstützung in Anspruch – von professioneller Seite, Ihren Freunden und Ihrer Familie.
- Versuchen Sie, Ihre gewohnte Routine wieder aufzunehmen, wenn Ihnen das möglich ist.
- Sprechen Sie über das Geschehene mit jemandem, dem Sie vertrauen können, und machen Sie Entspannungsübungen.
- Essen Sie regelmäßig, treiben Sie Sport und verbringen Sie Zeit mit Familie und Freunden.
- Das Erlebnis kann dazu geführt haben, dass Sie bestimmte Situationen meiden – z.B. Autofahren oder das Haus zu verlassen. Machen Sie sich dies bewusst und versuchen Sie, wenn es Ihnen möglich ist, diese Ängste zu bekämpfen. Das kann sehr schwer sein und muss häufig langsam angegangen werden.
- Passen Sie beim Autofahren auf – das Risiko eines Unfalls ist erhöht, solange Sie sich durch die Ereignisse belastet fühlen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin und bewahren Sie sich die Hoffnung auf Besserung.
- Gehen Sie anderen Menschen nicht aus dem Weg.
- Vermeiden Sie es, auf Alkohol oder Drogen zurückzugreifen, um mit den Erinnerungen zurechtzukommen. Diese Mittel machen es schwerer, sich von dem Geschehenen zu erholen.
Seien Sie mit sich selbst nicht zu streng und setzen Sie sich nicht unter Druck. Die Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung sind nicht ein Zeichen der Schwäche. Auch die strapazierfähigsten Menschen können daran erkranken.
Was hilft?
- Psychotherapie
Indem Sie sich das Ereignis in Erinnerung rufen, es noch einmal durchgehen und verstehen lernen, kann Ihr Verstand seiner Aufgabe nachgehen, die Erinnerungen zu speichern und sich wieder anderen Dingen widmen.
- Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Sie hilft Ihnen dabei, anders über Ihre Erinnerungen zu denken, so dass sie weniger belastend sind und leichter zu bewältigen. Meist ist es Teil der Therapie, Entspannungsverfahren zu erlernen, die Ihnen helfen, mit dem Unbehagen bei der Erinnerung an die traumatischen Ereignisse zurechtzukommen.
- Augenbewegung zur Desensibilisierung und Neuverarbeitung (EMDR)
Diese Therapie arbeitet mit Augenbewegungen, die dem Gehirn dabei helfen, Rückblenden zu verarbeiten und die traumatischen Erfahrungen zu verstehen.
- Mit einer Gruppe von Menschen zu sprechen, die die gleichen oder ähnliche Erfahrungen gemacht hat.
- Gruppentherapie
Diese kann dazu beitragen, dass Sie sich weniger allein und isoliert fühlen.
- Medikamente
Antidepressiva können Ihnen insbesondere dann helfen, wenn Sie depressive Symptome haben. Wenn Antidepressiva bei Ihnen wirken, sollten Sie sie für ungefähr 12 Monate einnehmen, bevor Sie die Dosis allmählich reduzieren. Wenn Sie sich so stark belastet fühlen, dass Sie kaum schlafen oder keinen klaren Gedanken fassen können, kann die Verschreibung eines Beruhigungsmittels erforderlich sein. Dies sollte jedoch nicht länger als ca. 2 Wochen eingenommen werden.
- Körpertherapie und körperzentrierte Verfahren wie Physiotherapie und Osteopathie, Massage, Akupunktur, Reflexologie, Yoga, Meditation und Tai Chi. Diese können die negativen Gefühle lindern, die ständige Angespanntheit reduzieren und dabei helfen, sich weniger auf die Vergangenheit und mehr auf die Gegenwart zu konzentrieren.
Welche Behandlung hilft am besten?
Die wirksamsten Therapien scheinen KVT, EMDR und Antidepressiva zu sein. Für die Wirksamkeit anderer Formen der Psychotherapie oder Beratungsgesprächen gibt es sehr viel weniger wissenschaftliche Nachweise. Trauma-fokussierte psychologische Therapien (KVT oder EMDR) sollten in der Regel angeboten werden, bevor auf Medikamente zurückgegriffen wird.
Woher weiß ich, dass ich die traumatische Erfahrung überwunden habe?
- wenn Sie daran denken können, ohne dass Sie die Erinnerung quält
- wenn Sie sich nicht mehr ständig bedroht fühlen
- wenn Sie nicht mehr zu unpassenden Gelegenheiten daran denken müssen.
Wie kann ich jemandem mit PTBS helfen?
Machen Sie sich bewusst, dass die Person reizbar und schreckhaft sein kann, da sie die traumatische Erfahrung immer wieder aufs Neue durchlebt. Geben Sie ihr die Zeit, die sie benötigt, über das ihr Widerfahrene zu sprechen.
Die vorliegende Patienteninformation ist die gekürzte Fassung unserer Hauptbroschüre, welche Sie auf http://www.rcpsych.ac.uk/ finden können.
Das Informationsblatt wurde durch die großzügige Spende des Charitable Monies Allocation Committee von St Andrew’s Northampton ermöglicht, einer Wohltätigkeitsorganisation für Menschen mit psychischen Erkrankungen.