Zwangserkrankung (OCD)
Obsessive-compulsive disorder (OCD)
Below is a German translation of our information resource on obsessive-compulsive disorder (OCD). You can also read our other German translations.
Haftungsausschluss
Bevor Sie dies lesen, lesen Sie bitte unseren Haftungsausschluss.
„Er ist ein besessener Fußballfan.“
„Sie ist von Schuhen besessen.“
„Er ist ein notorischer Lügner.“
Wir verwenden diese Ausdrücke, um Menschen zu beschreiben, die viel über etwas nachdenken oder etwas immer wieder tun, auch wenn andere keinen Grund dafür erkennen können. In der Regel ist das kein Problem und kann in manchen Branchen sogar hilfreich sein.
Manche Menschen haben jedoch wiederholt beängstigende Gedanken oder verspüren den Drang, die gleichen Dinge wieder und wieder zu tun. Das kann dazu führen, dass es Ihr Leben beherrscht, Sie davon abhält, Dinge zu genießen, und Sie sogar davon abhält, Dinge zu tun, die Sie tun müssten.
Also wenn:
- Ihnen schreckliche Gedanken in den Sinn kommen, obwohl Sie sich bemühen, diese zu verdrängen
oder
- Sie das Bedürfnis verspüren, Dinge zu berühren, zu zählen oder gleiche Handlungen wie ständiges Waschen zu wiederholen,
könnte es sein, dass Sie an einer Zwangserkrankung leiden.
Diese Broschüre richtet sich an alle, die Probleme mit Obsessionen oder Zwängen haben. Wir hoffen, dass sie auch für Familienangehörige und Freunde hilfreich sein wird – und für alle anderen, die sich über Zwangserkrankungen informieren möchten.
Es wird beschrieben, wie es ist, an Zwangserkrankungen zu leiden, welche Hilfen es gibt und wie gut sie funktionieren, wie man sich selbst helfen kann und wie man jemandem helfen kann, der depressiv ist. Es werden auch einige Dinge erwähnt, die wir nicht über Zwangserkrankungen wissen. Am Ende der Broschüre befindet sich eine Liste mit weiteren Informationsquellen und Verweisen auf die Forschungsergebnisse, auf denen diese Broschüre basiert.
Wie ist es, an Zwangserkrankungen zu leiden?
Die Komponenten von Zwangserkrankungen
Zwangserkrankungen haben drei wesentliche Komponenten.
- Obsessionen: Die Gedanken, die Sie ängstlich machen.
- Gefühle: Die Angstzustände, die Sie empfinden.
- Zwänge: Die Dinge, die Sie tun, um Ihre Angstzustände zu lindern.
Schauen wir uns diese im Detail an.
Obsessionen: Die Gedanken, die Sie ängstlich machen.
„Ich fürchte, dass ich meiner kleinen Tochter etwas antun werde. Ich weiß, dass ich das nicht will, aber mir gehen ständig schlimme Gedanken durch den Kopf. Ich stelle mir vor, wie ich die Kontrolle verliere und mit einem Messer auf sie einsteche. Die einzige Möglichkeit, diese Vorstellungen loszuwerden, besteht darin, ein Gebet zu sprechen und dann einen guten Gedanken zu haben, wie beispielsweise „Ich weiß, dass ich sie sehr liebe“. Danach fühle ich mich normalerweise etwas besser, bis mir das nächste Mal diese schrecklichen Bilder in den Sinn kommen. Ich habe alle scharfen Gegenstände und Messer versteckt, die sich in meinem Haus befinden. Ich denke mir: „Du musst eine schreckliche Mutter sein, um so zu denken. Ich glaube, ich werde verrückt.“ – Dawn
- Gedanken – einzelne Wörter, kurze Sätze oder Reime, die unangenehm, schockierend oder schmähend sind. Sie versuchen, nicht an sie zu denken, aber sie lassen sich nicht vertreiben. Sie machen sich Sorgen, dass Sie kontaminiert werden könnten (durch Keime, Schmutz oder Krankheiten) oder dass jemand zu Schaden kommen könnte, weil Sie unvorsichtig gewesen sind.
- Bilder in Ihrem Kopf – Sie sehen Ihre Familie tot oder sehen sich selbst, wie Sie etwas Gewalttätiges oder Sexuelles tun, das völlig untypisch ist – jemanden erstechen oder misshandeln oder untreu sein. Solche Gedanken können sehr beunruhigend sein, für den Betroffenen, seine Familie und sogar für Fachleute. Wir wissen jedoch, dass Menschen mit Obsessionen diesen Gedanken nicht nachgehen, obwohl sie befürchten, dies zu tun. Eine Person, die an einer Zwangserkrankung leidet, ist nicht stärker gefährdet, Schaden anzurichten, als jeder andere Mensch in der Gesellschaft. Sollten Sie dennoch solche Gedanken haben, ist es am besten, wenn Sie sich an einen Therapeuten für psychische Gesundheit wenden, welcher über spezielle Erfahrungen in der Behandlung von Zwangserkrankungen verfügt.
- Zweifel – Sie fragen sich stundenlang, ob Sie einen Unfall verursacht oder jemandem Unglück zugefügt haben könnten. Möglicherweise machen Sie sich Sorgen, dass Sie jemanden mit Ihrem Auto überfahren haben oder dass Sie Ihre Türen und Fenster unverschlossen gelassen haben.
- Grübeln – Sie streiten endlos mit sich selbst darüber, ob Sie dieses oder jenes tun sollen, sodass Sie die einfachste Entscheidung nicht treffen können.
- Perfektionismus – Sie stören sich daran, wenn die Dinge nicht genau in der richtigen Reihenfolge, nicht gleichmäßig oder nicht an der richtigen Stelle sind, in einer Weise, wie es andere Menschen nicht tun. Zum Beispiel, wenn Bücher in einem Bücherregal nicht exakt angeordnet sind.
Gefühle: Die Angstzustände, die Sie empfinden.
„Ich verbringe den ganzen Tag damit, mich zu vergewissern, dass nichts schief gehen kann. Ich brauche eine Stunde, um morgens aus dem Haus zu gehen, weil ich nie sicher bin, dass ich alle elektrischen Geräte wie etwa den Herd ausgeschaltet und alle Fenster verriegelt habe. Dann prüfe ich fünfmal, ob der Gasofen aus ist, aber wenn es sich nicht richtig anfühlt, muss ich das Ganze noch einmal machen. Schlussendlich bitte ich meinen Partner, das Ganze doch noch einmal für mich zu überprüfen. Bei der Arbeit bin ich immer im Rückstand, weil ich alles mehrmals durchsehe, für den Fall, dass ich einen Fehler gemacht habe. Wenn ich nicht nachsehe, bin ich so beunruhigt, dass ich es nicht ertragen kann. Ich weiß, es ist lächerlich, aber ich glaube, wenn etwas Schreckliches passieren würde, wäre ich daran schuld.“ – John
- Sie fühlen sich angespannt, besorgt, ängstlich, schuldig, angewidert oder deprimiert.
- Wenn Sie Ihre Zwangshandlungen oder Rituale ausführen, fühlen Sie sich besser – aber das hält nicht lange an.
Zwänge: Die Dinge, die Sie tun, um Ihre Angstzustände zu lindern.
„Ich habe Angst, mich bei anderen Menschen anzustecken. Ich verbringe Stunden damit, alle Oberflächen in meinem Haus zu reinigen, um die Keime zu beseitigen, und wasche mir jeden Tag mehrmals die Hände. Ich versuche, wenn möglich, nicht aus dem Haus zu gehen. Wenn mein Mann und meine Kinder nach Hause kommen, frage ich sie sehr genau, wo sie gewesen sind, für den Fall, dass sie an einem gefährlichen Ort waren, etwa in einem Krankenhaus. Ich sorge auch dafür, dass sie alle ihre Kleider ausziehen und sich gründlich waschen. Ein Teil von mir weiß, dass diese Ängste albern sind. Meine Familie hat es satt, aber es dauert schon so lange, dass ich nicht mehr aufhören kann.“ – Liz
- Korrektur zwanghafter Gedanken – Sie haben alternative „neutralisierende“ Gedanken wie Zählen, Beten oder das wiederholte Aussprechen eines bestimmten Wortes. Es ist, als ob dadurch schlimme Dinge verhindert werden. Es kann zudem eine Möglichkeit sein, unangenehme Gedanken oder Bilder loszuwerden, die Sie belasten.
- Rituale – Sie waschen sich häufig die Hände, erledigen Dinge sehr langsam und sorgfältig, ordnen vielleicht Gegenstände oder Tätigkeiten auf eine bestimmte Weise. Das alles kann so viel Zeit in Anspruch nehmen, dass es ewig dauert, irgendwo hinzugehen oder etwas Sinnvolles zu tun.
- Kontrolle – Ihres Körpers auf Verunreinigung, ob Geräte ausgeschaltet sind, ob das Haus verschlossen ist oder ob Ihre Fahrtroute sicher ist.
- Vermeidung – von allem, was an besorgniserregende Gedanken erinnert. Sie vermeiden es, bestimmte Gegenstände zu berühren, an bestimmte Orte zu gehen, Risiken einzugehen oder Verantwortung zu übernehmen. Möglicherweise meiden Sie beispielsweise die Küche, weil Sie wissen, dass es dort scharfe Messer gibt.
- Horten – von nutzlosen und abgenutzten Besitztümern. Sie können einfach nichts wegwerfen.
- Rückversicherung – Sie bitten andere immer wieder, Ihnen zu sagen, dass alles in Ordnung ist.
Wie verbreitet sind Zwangserkrankungen?
Etwa 1 von 50 Menschen leidet irgendwann in seinem Leben an einer Zwangserkrankung, Männer und Frauen gleichermaßen. Das sind über 1 Million Menschen im Vereinigten Königreich.
Zu den berühmten Betroffenen gehören beispielsweise der Biologe Charles Darwin, die bahnbrechende Krankenschwester Florence Nightingale, die Schauspielerin Cameron Diaz und der Fußballspieler David Beckham.
Wenn Sie ,zwanghaft' spielen, essen oder trinken, haben Sie dann eine Zwangserkrankung?
Nein. Die Begriffe „zwanghaft“ und „obsessiv“ werden manchmal verwendet, um Menschen zu beschreiben, die spielen, Alkohol trinken, einkaufen, Drogen nehmen – oder sogar zu viel Sport treiben.
Allerdings können diese Verhaltensweisen auch angenehm sein. Zwänge in Zwangserkrankungen bereiten nie Freude – sie werden immer als unangenehmes Verlangen oder als Belastung empfunden.
Wie schlimm können Zwangserkrankungen werden?
Das ist sehr unterschiedlich, aber Arbeit, Beziehungen und Familienleben sind allesamt produktiver und zufriedenstellender, wenn Sie nicht ständig mit Zwangsneurosen zu kämpfen haben.
Schwere Zwangserkrankungen können es unmöglich machen, regelmäßig zu arbeiten, am Familienleben teilzunehmen – oder sogar mit der Familie auszukommen.
Insbesondere könnte Ihre Familie möglicherweise verärgert reagieren, wenn Sie versuchen, sie in Ihre Rituale einzubeziehen.
Verlieren Menschen mit Zwangserkrankungen die Kontrolle?
Nein – Menschen, die an Zwangserkrankungen leiden, verlieren nicht die Kontrolle, auch wenn sie sich oft große Sorgen darüber machen. Möglicherweise fragen sie sich sogar, ob sie „verrückt werden“ oder „durchdrehen“. Sie schämen sich oft dafür, wie sie sich verhalten, und versuchen, es zu verbergen, obwohl es nicht ihre Schuld ist.
Obwohl Sie sich möglicherweise Sorgen machen, dass Sie die Kontrolle verlieren könnten, wissen wir, dass dies äußerst selten vorkommt.
Welche Erkrankungen ähneln Zwangsneurosen?
Es gibt eine Reihe anderer Erkrankungen, die sich möglicherweise mit Zwangsneurosen überschneiden oder andere Ähnlichkeiten aufweisen.
- Körperdysmorphe Störung oder „das Leiden an eingebildeter Hässlichkeit“. Sie sind der Überzeugung, dass ein Teil Ihres Gesichts oder Körpers die falsche Form hat, und verbringen Stunden vor dem Spiegel, um dies zu überprüfen und zu kaschieren. Möglicherweise gehen Sie sogar nicht mehr in die Öffentlichkeit.
- Trichotillomanie – der Drang, sich die Haare oder Augenbrauen auszureißen.
- Krankheitsangststörung (Hypochondrie) – die Angst, an einer schweren körperlichen Krankheit zu leiden, wie beispielsweise an Krebs.
- Menschen, die am Tourette-Syndrom leiden (bei dem die Betroffenen plötzlich schreien oder unkontrolliert zusammenzucken), leiden häufig auch unter Zwangserkrankungen.
- Kinder und Erwachsene mit einigen Formen von Autismus, wie etwa dem Asperger-Syndrom, können den Anschein einer Zwangserkrankung erwecken, weil sie es mögen, dass die Dinge immer gleich sind, und es möglicherweise mögen, die gleichen Dinge immer wieder zu tun.
Wann beginnt eine Zwangserkrankung?
Viele Kinder leiden unter leichten Zwängen. Vielleicht ordnen sie ihr Spielzeug sehr genau oder vermeiden es, auf Risse im Bürgersteig zu treten. Das verschwindet in der Regel, wenn sie älter werden.
Zwangserkrankungen bei Erwachsenen beginnen in der Regel im Teenageralter oder in den frühen Zwanzigern. Symptome können mit der Zeit kommen und gehen, aber Betroffene suchen oft erst dann Hilfe, wenn sie schon seit vielen Jahren an einer Zwangserkrankung leiden.
Wie sind die Aussichten ohne Hilfe oder Behandlung?
Symptome von Zwangserkrankungen verbessern sich möglicherweise oder verschwinden eine Zeit lang, kehren jedoch häufig zurück. Bei manchen Menschen verschlimmern sich die Symptome langsam, während bei anderen die Symptome schlimmer werden, wenn sie gestresst oder deprimiert sind.
Eine Behandlung hilft in der Regel.
Was sind die Ursachen von Zwangserkrankungen?
Es gibt viele Faktoren, welche die Entwicklung von Zwangserkrankungen beeinflussen.
- Gene – Zwangserkrankungen sind komplexe Störungen. Studien haben gezeigt, dass es verschiedene genetische Risikofaktoren für die Entwicklung von Zwangserkrankungen gibt. Menschen, die einen Verwandten haben, der an einer Zwangserkrankung leidet, haben ein höheres Risiko, selbst an einer Zwangsneurose zu erkranken, als Menschen, ohne einen solchen Verwandten.
- Stress – Stressige Lebensereignisse sind in etwa ein bis zwei von drei Fällen der Auslöser.
- Veränderungen im Leben – Zeiten, in denen jemand plötzlich mehr Verantwortung übernehmen muss, beispielsweise in der Pubertät, bei der Geburt eines Kindes oder bei einem neuen Job.
- Hirnveränderungen – Es ist nicht bekannt, ob dies eine Ursache oder die Folge von Zwangserkrankungen ist, aber wenn die Symptome länger als eine kurze Zeit andauern, vermuten Forscher, dass sich die Funktionsweise der Chemikalie Serotonin (auch bekannt als 5HT) im Gehirn verändert hat.
- Persönlichkeit – Wenn Sie ein ordentlicher, akribischer, methodischer Mensch mit hohen Ansprüchen sind, neigen Sie möglicherweise eher zu einer Zwangserkrankung. Diese Eigenschaften sind in der Regel hilfreich, können sich jedoch in eine Zwangserkrankung entwickeln, wenn sie zu extrem werden.
- Denkweisen – Nahezu jeder von uns hat manchmal seltsame oder beängstigende Gedanken oder Bilder im Kopf: „Was wäre, wenn ich vor das Auto gelaufen wäre?“ oder „Ich könnte meinem Kind etwas antun.“ Die meisten von uns verwerfen diese Vorstellungen schnell und machen mit ihrem Leben weiter. Aber wenn Sie ein besonders hohes Maß an Moral und Verantwortung haben, empfinden Sie es vielleicht als schrecklich, diese Gedanken überhaupt zu haben. Daher ist es wahrscheinlicher, dass Sie darauf achten, ob sie wiederkommen – und das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie es tun.
Hilfe finden
Wie kann ich mir selbst helfen?
Hier sind einige Dinge, die Sie selbst tun können und die anderen Menschen mit Zwangserkrankung geholfen haben.
- Denken Sie daran – es ist nicht Ihre Schuld und Sie „verlieren nicht den Verstand“.
- Setzen Sie sich mit Ihren problematischen Gedanken auseinander. Das klingt seltsam, ist aber eine Möglichkeit, mehr Kontrolle über sie zu bekommen. Sie können sie aufzeichnen und sich wieder anhören, oder sie aufschreiben und nachlesen. Sie sollten dies etwa eine halbe Stunde pro Tag regelmäßig tun, bis Ihre Angstzustände nachlassen.
- Widerstehen Sie dem zwanghaften Verhalten, aber nicht dem zwanghaften Gedanken.
- Konsumieren Sie keinen Alkohol oder Drogen, um Ihre Angstzustände zu kontrollieren.
- Wenn Ihre Gedanken mit Sorgen über Ihren Glauben oder Ihre Religion verbunden sind, kann es manchmal hilfreich sein, mit einem religiösen Führer zu sprechen, um herauszufinden, ob es sich um ein Problem mit Zwangserkrankung handelt.
- Wenden Sie sich an eine der Selbsthilfegruppen oder Webseiten, die am Ende dieser Broschüre aufgeführt sind.
- Versuchen Sie es mit einem Selbsthilfebuch, z. B. einem der am Ende dieser Broschüre aufgeführten Bücher.
Weniger hilfreiche Verhaltensweisen
Überraschenderweise können einige der Maßnahmen, mit denen Sie sich selbst helfen, den Prozess tatsächlich in Gang halten:
- Der Versuch, unangenehme Gedanken zu verdrängen, führt in der Regel nur dazu, dass die Gedanken wiederkehren. Versuchen Sie zum Beispiel, in der nächsten Minute nicht an einen rosa Elefanten zu denken – es wird Ihnen wahrscheinlich schwerfallen, an etwas anderes zu denken.
- „Sichere“ oder „korrigierende“ Denkweisen. Sie verbringen zum Beispiel Zeit damit, einen störenden Gedanken durch einen anderen Gedanken (etwa das Zählen bis zehn) oder ein anderes Bild (etwa, dass ein Mensch lebt und gesund ist) zu korrigieren.
- Rituale, Kontrollieren, Vermeiden und Beruhigen werden Ihnen für eine kurze Zeit die Angst nehmen, vor allem, wenn Sie das Gefühl haben, dass dadurch etwas Schreckliches verhindert werden kann. Allerdings bestärken Sie jedes Mal, wenn Sie diese Maßnahmen ergreifen, Ihren Glauben daran, dass sie schlimme Dinge verhindern. Dadurch fühlen Sie sich noch mehr unter Druck gesetzt, sie zu tun... und so weiter.
Welche Hilfe kann ich erhalten?
Es gibt verschiedene Therapien und andere Arten von Hilfe für Menschen die unter Zwangserkrankungen leiden.
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Dabei handelt es sich um eine Behandlung, die Ihnen hilft, Ihre Denk- und Verhaltensweisen zu ändern, damit Sie sich besser fühlen und Ihr Leben wieder in die Hand nehmen können.
Es gibt zwei Arten von kognitiver Verhaltenstherapie, die zur Behandlung von Zwangserkrankungen eingesetzt werden: Exposition und Reaktionsprävention (ERP) und kognitive Therapie (KT).
Exposition und Reaktionsprävention (ERP)
Auf diese Weise wird verhindert, dass sich zwanghafte Verhaltensweisen und Ängste gegenseitig verstärken. Wir wissen, dass sich der Mensch, wenn er lange genug in einer stressigen Situation verweilt, allmählich daran gewöhnt und die Angstzustände abnehmen. Sie stellen sich also allmählich der Situation, vor der Sie sich fürchten (Belastung), unterlassen es aber, Ihre üblichen zwanghaften Rituale wie Überprüfen oder Putzen auszuführen (Reaktionsvermeidung), und warten, bis Ihre Angstzustände verschwinden.
In der Regel ist es besser, kleine Schritte zu unternehmen:
- Erstellen Sie eine Liste mit all den Dingen, die Sie im Moment fürchten oder vermeiden.
- Setzen Sie die Situationen oder Gedanken, die Sie am wenigsten fürchten, ganz unten auf die Liste, die schlimmsten ganz oben.
- Beginnen Sie dann unten und arbeiten Sie sich nach oben vor, indem Sie eine Aufgabe nach der anderen angehen. Gehen Sie nicht zur nächsten Stufe über, bevor Sie die vorherige überwunden haben.
Dies funktioniert am besten, wenn Sie es oft üben, mehrmals täglich, mindestens ein bis zwei Wochen lang. Jedes Mal machen Sie es so lange, bis Ihre Angstzustände auf weniger als die Hälfte des schlimmsten Wertes gesunken sind. Das kann anfangs möglicherweise zwischen 10 und 90 Minuten dauern. Es kann hilfreich sein, alle 5 Minuten aufzuschreiben, wie ängstlich Sie sind, zum Beispiel von 0 (keine Angst) bis 10 (extreme Angst). Sie werden sehen, wie Ihre Angstzustände steigen und dann wieder sinken.
Möglicherweise üben Sie einige der Schritte mit Ihrem Therapeuten, aber die meiste Zeit werden Sie die Schritte allein durchführen, in einem Tempo, mit dem Sie sich wohlfühlen. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Sie nicht alle Ihre Angstzustände loswerden müssen, sondern nur so viel, dass Sie besser mit ihnen umgehen können. Seien Sie sich bewusst, dass Ihre Angstzustände:
- zwar unangenehm sind, Ihnen aber keinen Schaden zufügen,
- irgendwann verschwinden werden,
- bei regelmäßiger Übung leichter zu bewältigen sein werden.
Es gibt im Wesentlichen zwei Möglichkeiten, ERP auszuprobieren:
- Geführte Selbsthilfe – Sie folgen der Anleitung in einem Buch oder auf einer DVD oder nutzen ein Softwareprogramm auf einem Computer, Tablet oder einer Smartphone-App. Zudem haben Sie gelegentlich Kontakt zu einer Fachkraft, die Sie berät und unterstützt. Dieser Ansatz kann geeignet sein, wenn Ihre Zwangserkrankung leicht ausgeprägt ist und Sie sich zutrauen, Möglichkeiten zur Selbsthilfe auszuprobieren.
- Direkter regelmäßiger Kontakt mit einer Fachkraft, allein oder in einer Gruppe – dies kann von Angesicht zu Angesicht, per Telefon oder per Videoverbindung erfolgen. In der Regel finden die Sitzungen zunächst alle ein bis zwei Wochen statt und dauern normalerweise jeweils 45 bis 60 Minuten. Für den Anfang werden bis zu zehn Stunden Kontakt empfohlen, aber möglicherweise benötigen Sie mehr.
Hier ist ein Beispiel:
John konnte das Haus nicht jeden Tag pünktlich verlassen, um zur Arbeit zu gehen, weil er so viele Dinge im Haus überprüfen musste. Er befürchtete, dass das Haus abbrennen könnte oder dass bei ihm eingebrochen werden könnte, wenn er bestimmte Dinge nicht fünfmal überprüft hätte. Er erstellte eine Liste der zu überprüfenden Punkte, wobei er mit den am leichtesten zu bewältigenden begann. Die Liste sah folgendermaßen aus:
- Der Herd (am wenigsten gefürchtet)
- Der Wasserkocher
- Der Gasherd
- Die Fenster
- Die Türen (am meisten gefürchtet)
Er begann mit dem Herd, da dies sein am wenigsten gefürchtetes Objekt war. Statt mehrmals zu kontrollieren, dass der Herd aus war, überprüfte er ihn nur einmal (Exposition). Zunächst war er sehr ängstlich. Er hielt sich davon ab, den Herd erneut zu überprüfen. Er verpflichtete sich, seine Frau nicht mehr zu bitten, alles für ihn noch einmal zu kontrollieren und bat sie nicht um Rückversicherung, dass das Haus sicher war (Reaktionsverhinderung). In den nächsten zwei Wochen nahm seine Angst allmählich ab.
Dann ging er zum zweiten Schritt (dem Wasserkocher) über und so weiter. Schließlich war er in der Lage, das Haus ohne eines seiner Kontrollrituale zu verlassen. Jetzt konnte er pünktlich zur Arbeit kommen.
Wirksamkeit
Etwa 3 von 4 Personen, die die ERP-Therapie abschließen, profitieren sehr davon. Ungefähr 1 von 5 Personen, bei denen eine Besserung eintritt, wird in Zukunft Symptome entwickeln und eine zusätzliche Behandlung benötigen. Allerdings weigert sich etwa 1 von 4 Menschen, ERP auszuprobieren, oder schließt die Behandlung nicht ab. Sie sind möglicherweise zu ängstlich oder fühlen sich zu überfordert.
Kognitive Therapie (KT)
Die kognitive Therapie ist eine psychologische Therapie, die Sie dabei unterstützt, Ihre Reaktion auf die Gedanken zu ändern, anstatt zu versuchen, sie loszuwerden. Dies kann hilfreich sein, wenn Sie beunruhigende zwanghafte Gedanken haben, aber keine Rituale oder Handlungen durchführen, um sich besser zu fühlen. Sie kann zudem mit der Expositionsbehandlung (ERP) kombiniert werden, um die Bewältigung einer Zwangserkrankung zu unterstützen.
Kognitive Therapie hilft Ihnen dabei:
Schluss mit dem Kampf gegen die Gedanken
Wir alle haben manchmal eigenartige Gedanken, aber das ist alles, was sie sind. Sie bedeuten nicht, dass man ein schlechter Mensch ist oder dass schlimme Dinge passieren werden – und der Versuch, solche Gedanken loszuwerden, funktioniert einfach nicht. Kognitive Therapie kann Ihnen helfen, sich besser, sogar entspannt, zu fühlen, während Sie diese Gedanken haben. Sie können lernen, sie mit milder Neugierde oder Belustigung zu behandeln. Wenn dann noch mehr unangenehme Gedanken auftauchen, lernen Sie, sich nicht dagegen zu wehren, sondern sie einfach geschehen zu lassen und auf dieselbe Weise damit umzugehen. Solche Gedanken verblassen oft, wenn Sie nicht mehr versuchen, sie zu verdrängen.
Veränderung Ihrer Reaktion auf Ihre Gedanken
Sie lernen wahrzunehmen, wenn Sie beunruhigende „Gedanken über Gedanken“ haben, wie zum Beispiel „Ich bin ein schlechter Mensch, weil ich so denke“. Sie können ein Tagebuch über diese nicht hilfreichen Denkweisen führen und sie dann infrage stellen, indem Sie sich selbst fragen:
- Was spricht dafür und was dagegen, dass diese Idee wahr ist?
- Wie hilfreich ist dieser Gedanke? Auf welche andere Weise kann man das betrachten?
- Was ist der schlimmste/beste/realistischste Ausgang?
- Welchen Rat würde ich einem Freund geben, der meine Probleme hat? Wenn ich ihnen einen anderen Rat geben würde als mir selbst, warum?
Umgang mit Verantwortung und Schuldzuweisung
Sie nehmen es mit unrealistischen und selbstkritischen Gedanken auf. Dazu kann Folgendes gehören:
- Ihren Gedanken zu viel Bedeutung beimessen (sie sind „nur“ Gedanken),
- die Wahrscheinlichkeit, dass etwas Schlimmes passiert, überschätzen,
- die Verantwortung für schlimme Dinge übernehmen, selbst wenn sie außerhalb Ihrer Kontrolle liegen,
- versuchen, alle Risiken im Leben Ihrer Angehörigen auszuräumen.
Überprüfung nicht hilfreicher Überzeugungen
Eine weit verbreitete Angst bei Zwangserkrankungen ist, dass „es passieren wird, wenn man daran denkt“. Versuchen Sie, aus dem Fenster auf ein Gebäude zu schauen und sich vorzustellen, dass es einstürzt. Machen Sie sich ein klares Bild. Was passiert? Eine weitere aufwühlende Überzeugung ist, dass „Gedanken zu haben genauso schlimm ist wie sie auszuführen“. Stellen Sie sich vor, Ihr Nachbar ist krank und müsste einige Einkäufe erledigen. Denken Sie einfach daran, es zu machen. Macht Sie das zu einem guten Menschen? Nicht wirklich. Um zu helfen, müssen Sie die Handlung wirklich ausführen. Das Gleiche gilt für „schlechte“ Gedanken. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass eine Person, die unter einer Zwangserkrankung leidet, diese zwanghaften Gedanken in der Regel nicht auslebt.
Ein Verhaltenstherapeut wird Ihnen helfen, zu entscheiden, welche Ihrer Vorstellungen Sie ändern wollen, und wird Sie dabei unterstützen, neue Vorstellungen zu entwickeln, welche realistischer, ausgewogener und hilfreicher sind.
Die meisten Sitzungen mit einem Therapeuten finden in Ihrer örtlichen Hausarztpraxis, in einer Klinik oder manchmal auch in einem Krankenhaus statt. Möglicherweise können Sie eine telefonische KT in Anspruch nehmen oder bei sich zu Hause, wenn Sie Ihr Haus nicht verlassen können.
Behandlung mit Antidepressiva
SSRI-Antidepressiva (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) können helfen, Obsessionen und Zwänge zu reduzieren, auch wenn Sie nicht depressiv sind. Beispiele sind Sertralin, Fluoxetin, Paroxetin, Escitalopram und Fluvoxamin.
Sie sind im Allgemeinen sicher, können aber in den ersten Tagen Nebenwirkungen wie Unruhe, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit oder Übelkeit verursachen. Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer können bei mittelschwerer bis schwerer Zwangserkrankung allein oder zusammen mit kognitiver Verhaltenstherapie eingesetzt werden. Höhere Dosierungen wirken bei Zwangserkrankungen oft besser.
Wenn die Behandlung mit einem Selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer nach drei Monaten überhaupt nicht geholfen hat, ist der nächste Schritt der Wechsel zu einem anderen SSRI oder einem Medikament namens Clomipramin. Es ist am besten, die Medikation mindestens 12 Monate lang fortzusetzen, wenn sie hilft. Diese Medikamente machen nicht süchtig, sollten aber langsam über mehrere Wochen verringert werden, bevor sie abgesetzt werden.
Wirksamkeit
Ungefähr 6 von 10 Menschen bemerken eine Verbesserung durch Medikamente. Durchschnittlich reduzieren sich Ihre Symptome um ein Drittel. Medikamente gegen Zwangsneurosen helfen, das Wiederauftreten der Zwangserkrankungen zu verhindern, solange sie eingenommen werden, selbst nach mehreren Jahren. Allerdings treten bei etwa 1 von 3 Personen, die die Medikamente absetzen, in den Monaten nach dem Absetzen wieder Symptome auf. Dies ist sehr viel unwahrscheinlicher, wenn das Medikament mit einer kognitiven Verhaltenstherapie kombiniert wird.
Welcher Ansatz ist der beste für mich – Medikamente oder Gesprächstherapie?
Die Therapie mit Exposition und Reaktionsprävention (ERP) kann ohne professionelle Hilfe (in leichteren Fällen) ausprobiert werden, ist wirksam und hat keine Nebenwirkungen, mit Ausnahme von Angstzuständen. Auf der anderen Seite erfordert sie viel Motivation und harte Arbeit, und sie ist für eine kurze Zeit mit zusätzlichen Angstzuständen verbunden.
Wahrscheinlich sind die kognitive Verhaltenstherapie und die Behandlung mit Medikamenten gleichermaßen wirksam. Wenn Sie nur eine leichte Zwangserkrankung haben, kann eine KVT für sich allein wirksam sein.
Wenn Sie eine mittelschwere Zwangserkrankung haben, können Sie sich zunächst entweder für eine kognitive Verhaltenstherapie (bis zu 10 Stunden Behandlung durch einen Therapeuten) oder für eine medikamentöse Behandlung (12 Wochen lang) entscheiden. Wenn es Ihnen nicht besser geht, sollten Sie beide Behandlungen ausprobieren. In manchen Teilen des Landes kann die Warteliste für einen Termin bei einem Spezialisten mehrere Monate betragen.
Wenn Ihre Zwangserkrankung schwerwiegend ist, ist es wahrscheinlich am besten, wenn Sie von Anfang an Medikamente und kognitive Verhaltenstherapie zusammen ausprobieren. Medikamente allein sind eine Möglichkeit, wenn Ihre Zwangserkrankung mehr als nur leicht ausgeprägt ist und Sie das Gefühl haben, dass Sie die Angstzustände durch Therapie mit Exposition und Reaktionsprävention und Ihrer Zwangserkrankung nicht bewältigen können. Sie hilft etwa 6 von 10 Personen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Zwangserkrankung in der Zukunft zurückkehrt, ist größer – etwa 1 von 3 im Vergleich zu 1 von 5 bei Expositionsbehandlungen (ERP). Sie müssen das Medikament etwa ein Jahr lang einnehmen und es ist in der Regel nicht die erste Wahl, wenn Sie schwanger sind oder stillen.
Es lohnt sich, diese Optionen mit Ihrem Arzt zu besprechen, der Ihnen alle weiteren Informationen geben kann, die Sie benötigen. Möglicherweise möchten Sie auch Freunde oder Familienmitglieder Ihres Vertrauens fragen.
Was ist, wenn die Behandlung nicht hilft?
Ihr Arzt kann Sie an ein spezialisiertes Team überweisen, zu dem Psychiater, Psychologen, Pflegekräfte, Sozialarbeiter und Beschäftigungstherapeuten gehören können. Möglicherweise schlagen diese Folgendes vor:
- Ergänzung der Expositionsbehandlung oder der medikamentösen Behandlung durch eine zusätzliche kognitive Therapie.
- Die gleichzeitige Einnahme von zwei Arzneimitteln gegen Zwangsneurosen, wie etwa Clomipramin plus Citalopram.
- Zugabe von antipsychotischen Medikamenten wie Aripiprazol oder Risperidon.
- Die Behandlung anderer Erkrankungen (etwa 1 von 3 Menschen mit einer Zwangserkrankung hat auch Angstzustände, Depressionen oder ein Problem mit Missbrauch von Alkohol oder Substanzen).
- Zusammenarbeit mit Ihrer Familie und Ihren Betreuern, um Sie zu unterstützen und zu beraten.
Wenn Sie Schwierigkeiten haben, allein zu leben, können sie Ihnen möglicherweise auch vorschlagen, eine geeignete Unterkunft mit Menschen zu finden, die Ihnen helfen können, unabhängiger zu werden.
Mit einer Behandlung sind die Aussichten für die meisten Menschen, die unter einer Zwangserkrankung leiden, gut. Wenn Sie jedoch unter einer sehr schweren Zwangserkrankung leiden, die sich nicht verbessert hat, können folgende Maßnahmen helfen:
- Eine intensivere, tägliche psychologische Therapie (kognitive Verhaltenstherapie und EPR), bei der Sie während der Behandlung im Krankenhaus sind.
- Ein neuer Ansatz, der derzeit erforscht wird, ist die Tiefenhirnstimulation, bei der elektrische Impulse zur Linderung der Symptome eingesetzt werden.
- Eine Behandlung, die nur selten vorgeschlagen wird, wenn nichts anderes geholfen hat, ist eine Hirnoperation, im Bereich der sogenannten „ablative Neurochirurgie“. Dies ist wirklich der letzte Ausweg, da schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten können.
Muss ich zur Behandlung ins Krankenhaus gehen?
Den meisten Menschen geht es besser, wenn sie eine Arztpraxis aufsuchen oder eine Klinik, die an ein Krankenhaus angeschlossen sein kann. Die Einweisung in eine Einrichtung für psychische Gesundheit wird nur dann vorgeschlagen, wenn:
- Ihre Symptome sehr schwerwiegend sind, Sie sich nicht richtig um sich selbst kümmern können oder Sie Suizidgedanken haben,
- Sie andere ernsthafte psychische Gesundheitsprobleme haben, wie etwa eine Essstörung, Schizophrenie, Psychose oder eine schwere Depression,
- Ihre Zwangserkrankung Sie daran hindert, sich in einer Klinik behandeln zu lassen.
Welche Behandlungen sind bei Zwangserkrankungen nicht wirksam?
Einige dieser Ansätze funktionieren möglicherweise bei anderen Erkrankungen – allerdings gibt es keine überzeugenden Beweise Ihre Wirksamkeit bei Zwangserkrankungen:
- Ergänzende oder alternative Therapien wie Hypnose, Homöopathie, Akupunktur und pflanzliche Heilmittel – auch wenn sie verlockend klingen.
- Andere Arten von antidepressiver Medikamente, es sei denn, Sie leiden sowohl an Depressionen als auch an einer Zwangserkrankung.
- Schlaftabletten und Beruhigungsmittel (Zopiclon, Diazepam und andere Benzodiazepine) für eine Dauer von mehr als zwei Wochen. Diese Medikamente können abhängig machen.
- Paar- oder Ehetherapie, es sei denn, es gibt neben der Zwangserkrankung noch andere Probleme in der Beziehung. Für Partner und Familie ist es hilfreich, mehr über Zwangserkrankungen zu erfahren und herauszufinden, wie sie helfen können.
- Beratung und psychoanalytische Psychotherapie. Die zuvor beschriebenen spezifischeren Behandlungen scheinen bei den Symptomen von Zwangserkrankungen viel besser zu wirken. Allerdings finden es manche Menschen die unter Zwangserkrankungen leiden hilfreich, über ihre Kindheit und frühere Erfahrungen zu sprechen.
Was ist, wenn die Wartezeit bis zum Beginn der kognitiven Verhaltenstherapie lang ist?
Ihr Hausarzt kann Sie möglicherweise an einen lokalen Dienst namens „Verbesserung des Zuganges zu psychologischen Therapien“ oder an ein Spezialistenteam für psychische Gesundheit verweisen.
Gegenwärtig gibt es im NHS einen Mangel an Fachleuten, die in kognitiver Verhaltenstherapie ausgebildet sind. In einigen Gebieten müssen Sie möglicherweise mehrere Monate warten, bis Sie mit der Behandlung beginnen können. Qualifizierte Therapeuten sind häufig bei der British Association of Behavioural and Cognitive Psychotherapies registriert.
Wenn die im Abschnitt „Wie kann ich mir selbst helfen?“ beschriebenen Maßnahmen nicht helfen, können Sie Ihren Hausarzt fragen, ob Sie in der Zwischenzeit ein SSRI-Medikament einnehmen können.
Welche Hilfe können meine Familie und Freunde leisten?
Hier sind einige Möglichkeiten, wie Familie und Freunde Hilfe und Unterstützung anbieten können.
- Das Verhalten einer Person, die unter einer Zwangserkrankung leidet, kann ziemlich frustrierend sein. Versuchen Sie sich bewusst zu machen, dass er oder sie sich nicht absichtlich schwierig oder seltsam verhält – er oder sie tut sein Bestes.
- Es dauert möglicherweise eine Weile, bis eine Person akzeptiert, dass sie Hilfe braucht. Ermutigen Sie Betroffene, über Zwangserkrankungen zu lesen und mit einem Spezialisten darüber zu sprechen.
- Informieren Sie sich über Zwangserkrankungen.
- Möglicherweise können Sie die Expositionstherapie unterstützen, indem Sie anders auf die Zwänge Ihres Angehörigen reagieren:
- Ermutigen Sie Ihren Angehörigen, ängstliche Situationen zu meistern.
- Sagen Sie „Nein“ zur Beteiligung an Ritualen oder zu Kontrollen.
- Versichern Sie Ihrem Angehörigen nicht, dass alles in Ordnung ist.
- Machen Sie sich keine Sorgen, dass jemand, der eine obsessive Angst hat, gewalttätig zu werden, diese auch tatsächlich ausleben wird. Dies geschieht nicht.
- Am besten ist es, wenn man nicht versucht, jemanden physisch an der Durchführung eines Rituals zu hindern.
- Fragen Sie, ob Sie die Person zu ihrem Hausarzt, Psychiater oder einer anderen Fachkraft begleiten können.
Welche weiteren Unterstützungsmöglichkeiten und Ressourcen sind verfügbar?
Selbsthilfegruppen
OCD Action
Eine Wohltätigkeitsorganisation für Menschen, die unter Zwangserkrankungen, einer körperdysmorphen Störung, Dermatillomanie und Trichotillomanie leiden.
Hilfs- und Informationsdienst: 0845 390 6232
E-Mail: support@ocdaction.org.uk.
OCD-UK
Nationale Selbsthilfegruppe für Kinder und Erwachsene, die unter Zwangserkrankungen leiden.
Beratungsdienst: 0845 120 3778
E-Mail: support@ocduk.org.
Anxiety UK
Eine Organisation für Menschen, die unter Angstzuständen wie Panik, Phobien, Zwangserkrankungen und ähnlichen Erkrankungen leiden. Bietet Unterstützung für Betroffene, ihre Familien und Betreuer. Live-Chat, E-Mail, Selbsthilfebücher, CDs, DVDs und Ressourcen.
Telefonberatung: 0844 775774
E-Mail: support@anxietyuk.org.uk.
Weitere Informationen
NHS website
Informationen des National Health Service (NHS) zu Erkrankungen, Behandlungen, lokalen Diensten und gesunder Lebensweise.
British Association for Behavioural & Cognitive Psychotherapies (BABCP)
Das wichtigste Gremium für die verschiedenen Gruppen von Fachleuten, die kognitive Verhaltenstherapien innerhalb und außerhalb des NHS anbieten. Die Organisation sorgt für die Einhaltung von Standards für bewährte Praktiken, stellt Informationen und Broschüren zur Verfügung und führt ein Verzeichnis der Mitglieder, die für Behandlungen außerhalb des Gesundheitswesens kontaktiert werden können. Tel.: 0161 054 304; E-Mail: babcp@babcp.com.
Computergestützte kognitive Verhaltenstherapie
Informationen über Computer-Selbsthilfepakete gegen Angstzustände, Depressionen, Phobien, Panik und Zwangserkrankungen finden Sie in unserer Broschüre über kognitive Verhaltenstherapie oder unter den folgenden Links:
Weitere Literatur
Reading Well Books on Prescription
Dieses Programm hilft Ihnen, Ihr Wohlbefinden mithilfe von Selbsthilfelektüre zu fördern. Die Bücherliste wird von Menschen, die mit den behandelten Krankheiten leben, und von Fachkräften im Gesundheitswesen, einschließlich des Royal College of Psychiatrists, befürwortet. Das Programm wird von vielen öffentlichen Bibliotheken unterstützt.
Informationen für Menschen, die an Zwangserkrankungen oder körperdysmorphen Störungen leiden, für ihre Familien und Betreuer sowie für die Öffentlichkeit.
Bücher
Break Free from OCD: Overcoming Obsessive Compulsive Disorder with CBT von Fiona Challacombe, Victoria Bream Oldfield und Paul Salkovskis, Vermillion.
Understanding Obsessions & Compulsions: A self-help manual von Frank Tallis, Sheldon Press.
Overcoming Obsessive-Compulsive Disorder: a self-help book using cognitive-behavioural techniques von David Veale und Robert Willson, Constable and Robinson.
Impressum
Produziert durch die Redaktion des RCPsych Public Engagement Board
Begutachtung durch Experten: Dr. Paul Blenkiron
Herausgeber der Reihe: Dr. Phil Timms
Leiter der Reihe: Thomas Kennedy
© Royal College of Psychiatrists
This translation was produced by CLEAR Global (Oct 2024)